In der kleinen Gemeinde Dautmergen, die im Zollernalbkreis liegt, sorgt ein pelziger Eindringling für Aufregung: die Waschbären. Diese charmanten Tiere, die mit ihren markanten schwarzen Augenringen jeden Betrachter verzaubern, sind mittlerweile zu einem echten Problem geworden. Bürgermeister Hans Joachim Lippus hat die Notbremse gezogen und die Jagd auf die Tiere angeordnet, um Schäden in der Gemeinde zu verhindern. Dies hat jedoch nicht nur Zustimmung gefunden, sondern auch heftige Kritik ausgelöst, wie SWR berichtete.
Die Waschbären haben sich in Dautmergen rasant ausgebreitet und streifen durch Vorgärten und über Terrassen. Die Anwohner sind besorgt, denn die Tiere sind nicht nur für ihre Neugier bekannt, sondern können auch ernsthafte Schäden anrichten. Sie nagen an Hauswänden, plündern Gemüsegärten und rauben Hühnerställe aus. Zudem sind sie Überträger von Krankheiten, wie dem Waschbärspulwurm. Um dem entgegenzuwirken, hat die Gemeinde bereits fünf Waschbären gefangen und getötet. Trotz dieser Maßnahmen bleibt die Debatte um die Jagd umstritten, wie auch Schwäbische.de berichtet.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen
Die Jagd auf Waschbären ist in Deutschland legal, da die EU diese Tiere als invasive Art einstuft. In Baden-Württemberg dürfen Jäger die Waschbären von Juli bis Mitte Februar bejagen. Bürgermeister Lippus betont, dass die Jagd notwendig sei, um die Ausbreitung der Tiere zu kontrollieren. Die Untere Jagdbehörde des Landratsamtes unterstützt diese Ansicht und sieht die „scharfe Bejagung“ als notwendig an, um die heimische Tierwelt zu schützen.
Doch die Kritiker sind zahlreich. Tierschutzverbände fordern eine friedliche Koexistenz und bemängeln, dass zu schnell zur Waffe gegriffen wird, anstatt nach alternativen Lösungen zu suchen. Professor Thorsten Beimgraben von der Forsthochschule Rottenburg warnt, dass die Jagd auf lange Sicht unrealistisch sei, da die Waschbären in Deutschland bereits so etabliert sind, dass sie kaum noch zurückgehalten werden können.
Die Gefahren durch Waschbären
Die Waschbären sind Allesfresser und ihre Ernährung besteht zu etwa 40 Prozent aus pflanzlichen und 60 Prozent aus tierischen Bestandteilen. Dies führt dazu, dass sie auch heimische Arten gefährden, indem sie beispielsweise Amphibien und Vögel fressen. Bürgermeister Lippus macht sich Sorgen über die potenziellen Gesundheitsrisiken, die von den Tieren ausgehen, insbesondere durch die Übertragung von Krankheiten wie dem Waschbärspulwurm. Eine Studie hat gezeigt, dass 95 Prozent der untersuchten Waschbären mit diesem Parasiten infiziert sind.
Die Waschbärfrage bleibt also weiterhin ein heißes Eisen in Dautmergen. Während die Gemeinde versucht, die Kontrolle über die Situation zu gewinnen, wächst die Zahl der Waschbären im Zollernalbkreis. In den letzten vier Jahren hat sich ihre Population mindestens verdreifacht. Die Debatte über die richtige Vorgehensweise wird in der Gemeinde und darüber hinaus weitergeführt, während die Waschbären weiterhin durch die Straßen streifen und die Gemüter erhitzen.