Am 15. Januar 2025 machte sich das Team des Vereins Rettet das Huhn auf den Weg nach Hamm, um ein bedeutendes Unterfangen zu starten. Nach drei Stunden Fahrt brachte der Transporter 52 Legehennen mit, die am kommenden Tag geschlachtet werden sollten. Diese Tiere, gerettet aus einem Stall im Westerwald, erhalten nun die Chance auf ein neues Leben bei 15 engagierten Familien.
Die Hühner haben sichtbare Schäden an ihrem Gefieder und trugen teilweise kleine rote Pullover, um sie gegen die Kälte zu schützen. Sie stammen aus der häufigsten Haltungsform für Legehennen in Nordrhein-Westfalen, der Bodenhaltung. Hier dürfen maximal neun Hennen pro Quadratmeter gehalten werden. Ein entscheidendes Merkmal ist der Stempel auf den Eiern, der über die Haltungsbedingungen Auskunft gibt.
Haltungsformen und ihre Konsequenzen
In Deutschland gibt es verschiedene Haltungsformen für Legehennen, die sich deutlich auf das Wohl der Tiere auswirken. Die bekanntesten sind Käfighaltung, Bodenhaltung, Freilandhaltung und Bio-Haltung. Während Käfighaltung aufgrund ihrer extremen Einschränkungen bei der Bewegungsfreiheit seit 2010 in Deutschland und seit 2012 in der gesamten EU verboten ist, sind andere Formen nach wie vor weit verbreitet.
Die Bodenhaltung bietet den Hühnern zwar mehr Platz als die Käfighaltung, führt aber oft zu einem Mangel an Beschäftigungsmöglichkeiten und kommt ohne Freigelände aus. Besonders in Nordrhein-Westfalen, das der zweitgrößte Eierproduzent Deutschlands ist, werden jährlich rund 1,4 Milliarden Eier produziert. Davon kommen viele von Hühnern, die in solchen Haltungsbedingungen leiden.
Rettungsaktionen und Tierschutz
Der Verein Rettet das Huhn setzt sich seit Jahren für das Wohl dieser Tiere ein. Jährlich werden in Deutschland etwa 38 Millionen Legehennen getötet, weil sie nach 16 bis 18 Monaten weniger Eier legen und dann oft als Suppenhühner geschlachtet werden. Die Organisation kann in Zusammenarbeit mit verschiedenen Betrieben jährlich ca. 12.000 Hennen retten, die normalerweise im Schlachthaus enden würden. Da der wirtschaftliche Wert dieser Hennen gering ist, stellen die Betriebe sie kostenlos zur Verfügung.
Am Tag der Rettungsaktion wird nicht nur der gesamte Bestand eines Betriebs übernommen, sondern es werden auch geeignete Lebensplätze für die Tiere gesucht. Vor der Abholung erfolgt eine Ausstallung mit Gesundheitschecks durch das Team. Kranke oder verletzte Tiere werden fachgerecht behandelt. Die vermittelbaren Hühner werden dann an Übergabeorte gebracht, wo neue Hühnereltern bereits auf sie warten. Diese Hühner dürfen in ihrem neuen Zuhause endlich Ruhe und Frieden genießen und lernen, die Natur zu entdecken.
Wirtschaftliche und soziale Verantwortung
Als führendes Land in der Eierproduktion in Europa steht Deutschland in der Verantwortung, nachhaltigere und tierfreundlichere Haltungsbedingungen zu schaffen. Die unterschiedliche Haltung führt nicht nur zu erheblichen ethischen Fragen, sondern auch zu Diskussionen über den ökologischen Fußabdruck der Eierindustrie. Die Herausforderungen, wie etwa Federpicken oder Kannibalismus, betreffen alle Haltungsformen, und das Expertenwissen der Betriebsleiter spielt eine entscheidende Rolle für das Tierwohl.
In Anbetracht dieser Rahmenbedingungen ist die Arbeit von WDR und Organisationen wie Rettet das Huhn wichtiger denn je, um das Bewusstsein für die Lebensumstände von Legehennen zu schärfen und Umdenken zu fördern.