In Völklingen, Rheinland-Pfalz, versammeln sich heute zwischen 2.000 und 3.000 Stahlmitarbeiter, um für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze zu demonstrieren. n-tv berichtet, dass die Belegschaft von Saarstahl möglichen Einsparungen in Millionenhöhe entgegensieht. Im Rahmen einer Betriebsversammlung, die für 13 Uhr angesetzt ist, sollen die Mitarbeiter über die Situation des Unternehmens informiert werden.
Saarstahl leidet unter der schwächelnden Automobilindustrie, die einen erheblichen Einfluss auf die Stahlproduktion hat. Der erste Bevollmächtigte der IG Metall in Völklingen, Lars Desgranges, machte in seinem Statement deutlich, dass die Belegschaft bereits im Vorjahr Zugeständnisse gemacht hat. Ziel der heutigen Demonstration ist es, auf die Bedeutung der Stahlindustrie in Deutschland und Europa aufmerksam zu machen. Dies geschieht mit der Forderung nach politischer Unterstützung von der künftigen Bundesregierung.
Sparpläne und konjunkturelle Herausforderungen
Unternehmenssprecher haben angekündigt, dass bereits für dieses Jahr Sparmaßnahmen geplant sind. Diese Maßnahmen sind auf die anhaltend schlechten Konjunktur- und Marktentwicklungen sowie die hohen Energiepreise zurückzuführen. Konkrete Angaben zur Höhe der Einsparungen liegen jedoch noch nicht vor. Kündigungen und Standortschließungen sind derzeit kein Thema.
Bauforum Stahl stellt fest, dass die Stahlindustrie in Deutschland für 27% der gesamten EU-Stahlproduktion verantwortlich ist.
Die Vision einer Vier-Tage-Woche
Ein weiterer wichtiger Punkt in der Diskussion um die Zukunft der Stahlindustrie sind die Reformen, die von der IG Metall angestoßen werden. Besonders im Fokus steht die Forderung nach einer Vier-Tage-Woche. Augsburger Allgemeine berichtet, dass IG Metall eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 35 auf 32 Stunden bei vollem Lohn anstrebt. Ziel dieser Initiative ist es, die Arbeitnehmer zu entlasten und die Branche für junge Menschen attraktiver zu gestalten.
Der Verhandlungsführer Knut Giesler zeigte sich optimistisch über die Rückmeldungen zur Vier-Tage-Woche und merkte an, dass eine Umsetzung, insbesondere in der Verwaltung und im Zwei-Schicht-Betrieb, als machbar eingeschätzt wird. Auf lange Sicht könnte dieser Ansatz dazu beitragen, den Verlust von Arbeitsplätzen in der Stahlindustrie zu verhindern, die im Zuge des Wandels hin zu einem umweltfreundlicheren Produktionsverfahren unvermeidlich erscheinen.
Die vielfältigen Herausforderungen, vor denen die Stahlindustrie steht, erfordern nicht nur einen Umgang mit konjunkturellen Problemen. Auch ein Umbau von der kohlenstoffbasierten Schwerindustrie hin zur Produktion von grünem Stahl wird angestrebt. Langfristig hat sich die Branche das Ziel gesetzt, bis 2030 eine CO2-Einsparung von 40% zu erreichen, mit dem langfristigen Ziel einer klimaneutralen Produktion bis 2045.
Die heutige Demonstration stellt somit einen entscheidenden Schritt dar, um auf die Herausforderungen der Stahlindustrie aufmerksam zu machen und die Bewerbung um die erforderliche Unterstützung seitens der Politik zu verstärken. Die Probleme sind vielschichtig, aber die Belegschaft stellt klar, dass sie bereit ist, für ihre Zukunft zu kämpfen.