Stichwahl in Polen: Trzaskowski vs. Nawrocki – Wer gewinnt das Duell?

Warschau, Polen - Am Sonntag, den 1. Juni 2025, steht Polen vor einer entscheidenden Stichwahl um das Präsidentenamt. Nur zwei Wochen nach der ersten Wahlrunde, die am 19. Mai stattfand, nehmen zwei Kontrahenten den Kampf um die politische Zukunft des Landes auf. Die Wähler haben die Wahl zwischen dem liberalen Pro-Europäer Rafal Trzaskowski und dem rechtsnationalistischen Karol Nawrocki.

Die ersten Wahlergebnisse zeigen ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen. Trzaskowski lag in der ersten Runde mit 31,3 % der Stimmen nur knapp vor Nawrocki, der auf 29,6 % kam. Dritte Kraft wurde der rechtsextreme Kandidat Slawomir Mentzen mit 14,8 % und der Kandidat Grzegorz Braun erzielte 6,3 %. Die Wahlbeteiligung betrug 66,8 %, was auf ein reges Interesse der Bevölkerung hindeutet. Am Wahltag werden die Wahllokale um 7 Uhr öffnen und bis 21 Uhr geöffnet bleiben, wie FR berichtet.

Ein richtungsweisender Wahlkampf

Die Bedeutung dieser Wahl kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ein Sieg für Trzaskowski, der auch Bürgermeister von Warschau ist und für eine Politik der Gleichheit sowie die Unterstützung von Frauen- und LGBTQ-Rechten steht, könnte neue Impulse für die pro-europäische Agenda der Regierung unter Donald Tusk geben. Trzaskowski hat zudem angedeutet, sich für die Legalisierung von Abtreibungen bis zur zwölften Schwangerschaftswoche starkzumachen.

Im Gegensatz dazu steht Nawrocki, der von der nationalkonservativen PiS unterstützt wird und den Fokus auf eine harte Gangart gegenüber der EU legt, insbesondere in Bezug auf die Unterstützung von ukrainischen Flüchtlingen. Nawrocki, der als Bewunderer von Donald Trump gilt, könnte eine Politik der Blockade gegen die Tusk-Regierung fortsetzen, die in der Vergangenheit mehrere Reformversuche mit seinem Vetorecht erfolgreich unterbunden hat. Dies könnte weitreichende Konsequenzen für Polens EU- und Außenpolitik haben, wie die Bundeszentrale für politische Bildung analysiert.

Relevante Themen und Einflussfaktoren

Die bevorstehenden Wahlen sind nicht nur ein Aufeinandertreffen der Kandidaten, sondern spiegeln auch die aktuelle politische Stimmung im Land wider. Themen wie Sicherheit, Inflation und die polnisch-ukrainischen Beziehungen stehen im Vordergrund und könnten entscheidend für die Wahlentscheidung der Wähler sein. Laut Berichten von Unternehmen Heute wird die Wahl als ganz klarer Test für die Unterstützung oder Ablehnung der derzeitigen Regierung wahrgenommen, die seit dem 13. Dezember mit Donald Tusk an der Spitze agiert.

Der Druck ist hoch, denn die Tusk-Regierung benötigt klare Präsidentschaftsunterstützung, um ihre Reformen durchzusetzen. Ein Präsident, der die Regierungsagenda unterstützt, könnte somit bedeutende Veränderungen im polnischen Justizsystem und anderen Bereichen anstoßen, während ein Sieg für Nawrocki die politischen Verhältnisse zu Gunsten einer nationalistischen Agenda verschieben könnte. Beobachter haben zudem Hinweise auf mögliche russische Einflussnahme im Vorfeld der Wahlen registriert, was der politischen Situation zusätzliche Brisanz verleiht.

Insgesamt scheinen die Wähler vor einer Wahl zu stehen, die nicht nur über die eigene politische Zukunft entscheidet, sondern auch über die Richtung, die Polen in Europa einschlagen wird.