Polen vor der Entscheidung: Wer wird der nächste Präsident?

Polen wählt am 1. Juni 2025 einen neuen Präsidenten zwischen Rafal Trzaskowski und Karol Nawrocki – eine richtungsweisende Wahl.
Polen wählt am 1. Juni 2025 einen neuen Präsidenten zwischen Rafal Trzaskowski und Karol Nawrocki – eine richtungsweisende Wahl. (Symbolbild/ANA)

Polen, Land - Heute, am 1. Juni 2025, steht Polen an einem entscheidenden Wendepunkt: In einer spannenden Stichwahl wird ein neuer Präsident bestimmt. Die letzten Umfragen kämpften den liberale Kandidaten Rafal Trzaskowski und den rechtskonservativen Karol Nawrocki um das höchste Amt im Staate. Laut Süddeutscher Zeitung liegen die beiden praktisch gleichauf, was die Wahl als Richtungswahl für das tief gespaltene Polen kennzeichnet.

Trzaskowski, der liberale Bürgermeister von Warschau, konnte in der ersten Runde 31,3 % der Stimmen sichern, während Nawrocki, ein wenig bekannter Historiker, auf 29,5 % kam, wie BBC berichtet. Über 67 % der Wählerinnen und Wähler haben an der ersten Runde teilgenommen. In der finalen Entscheidung wird Trzaskowski von dem pro-europäischen Ministerpräsidenten Donald Tusk unterstützt, während Nawrocki die Rückendeckung der rechtskonservativen PiS hat. Ein Sieg Nawrockis könnte Tusk das Regieren erschweren und sogar zu vorgezogenen Neuwahlen führen.

Politische Herausforderungen

In den Wahlkampf ragt die Politikverdrossenheit hervor: Über 21 % der Wähler haben in der ersten Runde für rechtsextreme Kandidaten gestimmt. Dies könnte bedeuten, dass die Anhänger der ausgeschiedenen rechtsextremen Kandidaten in der Stichwahl hauptsächlich Nawrocki unterstützen. Dieser sorgte während des Wahlkampfs immer wieder für Aufsehen, indem er vor einem Verlust der polnischen Souveränität durch die EU warnte. Seine Anhänger aus ländlichen Gebieten fordern eine Rückkehr zu traditionellen Werten und einen geringeren Einfluss der EU.

Auf der Gegenseite steht Trzaskowski, der sich stark für LGBT-Rechte einsetzt und vor allem städtische Wähler anspricht. Seine politischen Ziele umfassen unter anderem die Liberalisierung der Abtreibungsgesetze und Reformen im Justizwesen. Doch auch er musste feststellen, dass seine Unterstützung in den Umfragen hinter den Erwartungen zurückblieb, obwohl er vor den Wahlen als Favorit galt.

Geopolitische Dimensionen der Wahl

Gleichzeitig wird die Präsidentschaftswahl auch von der geopolitischen Situation beeinflusst. Polen hat seit 2004 eine kontinuierliche Entwicklung als EU-Mitglied erlebt und plant, 4,7 % seines BIP in die Verteidigung zu investieren, vor allem im Kontext des Ukraine-Krieges. Unter dem Motto „Sicherheit, Europa!“ fokussiert sich das Land auf militärische und wirtschaftliche Sicherheit sowie die Unterstützung der Ukraine. Der Ukraine-Krieg hat Polens militärische Bedeutung erhöht, da die polnische Armee mehr Soldaten stellt als die Bundeswehr – insgesamt 206.000.

Kürzlich übernahm Polen auch den Vorsitz im Rat der Europäischen Union, was ebenfalls zur aktuellen politischen Dynamik beiträgt. Diese Ratspräsidentschaft fällt in eine schwierige geopolitische Zeit, die sowohl durch den russischen Angriffskrieg als auch die Situation im Nahen Osten geprägt ist. Premierminister Tusk plant zahlreiche Veranstaltungen, um Polen als aktiven Akteur in der EU zu positionieren und seine eigene politische Agenda zu fördern, während er gleichzeitig eine medizinische, energetische und wirtschaftliche Sicherheit in Europa gewährleisten möchte.Die Bundeszentrale für politische Bildung sieht in dieser Präsidentschaft eine Chance, die EU-Vorhaben im Bereich der Verteidigung und Migrationspolitik entscheidend voranzutreiben.

In dieser turbulenten politischen Konstellation ist es ungewiss, in welche Richtung Polen steuern wird. Die Stichwahl zwischen Trzaskowski und Nawrocki wird nicht nur die inneren Angelegenheiten des Landes beeinflussen, sondern hat auch weitreichende Konsequenzen für die Beziehungen zu Europa und darüber hinaus. Heute wird durch die Stimmen der Wähler entschieden, ob Polen sich weiterhin in eine proeuropäische Richtung bewegt oder ob der Nationalismus进一步 an Bedeutung gewinnt.

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