Swarovski und die NS-Zeit: Ein schockierendes Kapitel enthüllt!

Wattens, Tirol, Österreich - Das traditionsreiche Unternehmen Swarovski feiert im Jahr 2023 sein 130-jähriges Jubiläum, und während die Glitzerwelt der Kristalle erstrahlt, rücken auch dunkle Kapitel der Unternehmensgeschichte in den Fokus. Historiker haben sich der Rolle von Swarovski während der Nationalsozialismus gewidmet, und das Unternehmen ist dabei, seine eigene Geschichte umfassend aufzuarbeiten. Neuester Ausdruck dieser Bemühungen ist das Buch „Das Unternehmen Swarovski im Nationalsozialismus“, das demnächst im Studienverlag erscheinen wird. Verfasst hat es der Historiker Horst Schreiber, Leiter des Vermittlungsprogramms erinnern.at.
Alfred Swarovski, der damalige Präsident des Tiroler Landesverbands österreichischer Industrieller, unterstützte mit seiner Firma den „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich und entblößte dabei eine enge Verflechtung mit der nationalsozialistischen Ideologie. So spendete er 100.000 Schilling an Adolf Hitler zu dessen 49. Geburtstag für ein Erholungsheim in Tirol und betonte regelmäßig die Notwendigkeit, die Tiroler Industrie in die nationalsozialistische Wirtschaftsordnung zu integrieren. Auch die politische Landschaft wurde durch seinen Einfluss geprägt, da er Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Innsbruck war und in der „Wirtschaftskammer Alpenland“ eine zentrale Rolle spielte. Diese wurde 1939 gegründet, nachdem sich die Handels- und Gauwirtschaftskammer Tirol im April 1938 formierte, in der er sowohl als Kommissarischer Leiter als auch später als Präsident fungierte.
Wirtschaftliche Verstrickungen und Errungenschaften
Die Zeit des Nationalsozialismus brachte für Swarovski nicht nur Herausforderungen, sondern auch Chancen. Die Wirtschaftsordnung des Dritten Reiches begünstigte Privatunternehmen und ermöglichte dem Unternehmen, seine Produktion durch Wehrmachtsaufträge aufrechtzuerhalten. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten durch einen ausländischen Wirtschaftsboykott, konnte Swarovski seine Exportzahlen in den Jahren 1937 und 1938 erheblich steigern, vor allem in die USA. In dieser Zeit argumentierte das Unternehmen, dass niedrige Preise und hochwertige Produkte entscheidend für den Exporterfolg waren.
Abgesehen von der üblichen Produktion diversifizierte Swarovski und stieg in die Rüstungsproduktion ein. Bis 1943 beschäftigte das Unternehmen rund 1.200 Mitarbeiter, darunter auch Zwangsarbeiter. Diese wirtschaftlichen Erfolge kamen nicht ohne tiefgreifende moralische Fragen, die bis heute nachwirken. In den letzten Jahren wurde von verschiedenen Historikern wie Dieter Stiefel versucht, diese Zeitepoche aufzuarbeiten, wobei die Ergebnisse ihrer Studien jedoch nicht veröffentlicht werden dürfen.
Transparenz und Verantwortung
Swarovski hat sich mittlerweile dazu bekannt, „proaktiv“ mit seiner Geschichte umzugehen. Während 2013 Langes-Swarovski Transparenz und inhaltliche Freiheit forderte, wurden in den letzten Jahren bereits Ankündigungen über die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit sichtbar. Alfred Swarovski war laut Berichten ein „begeistertes Mitglied der NSDAP“, und auch die Familie hatte tiefere Wurzeln in der Partei, wie die zahlreichen Parteimitgliedsnummern belegen. Rund 141 von 571 Mitarbeitern traten vor 1938 der NSDAP bei. Zu den besonderen Anlässen gehörte ein Fackelzug in Wattens, an dem auch Mitglieder der Familie Swarovski teilnahmen.
Wirtschaftlich überstand Swarovski die Nachkriegszeit und die damit verbundenen „Entnazifizierungen“ unbeschadet. Die umfassenden Aufarbeitungen und die Veröffentlichung von Schreiber’s Buch könnten ein weiterer Schritt sein, um die komplexe Geschichte des Unternehmens und seine Verstrickungen mit der nationalsozialistischen Vergangenheit besser verständlich zu machen. Es bleibt abzuwarten, wie die Öffentlichkeit auf diese historischen Enthüllungen reagieren wird und welche Konsequenzen sich daraus für die Zukunft der Marke ergeben könnten.
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Ort | Wattens, Tirol, Österreich |
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