Gletscherabbruch in Blatten: Klimawandel bedroht unser Dorf!

Innsbruck im Kontext des Klimawandels: Gletscherabbruch in Blatten, Naturgefahren und die Bedeutung von Frühwarnsystemen.
Innsbruck im Kontext des Klimawandels: Gletscherabbruch in Blatten, Naturgefahren und die Bedeutung von Frühwarnsystemen. (Symbolbild/ANA)

Blatten, Schweiz - Ein dramatisches Ereignis hat das kleine Schweizer Dorf Blatten stark getroffen: Ein massiver Gletscherabbruch hat in der vergangenen Woche die Ortschaft nahezu vollständig zerstört. Über drei Millionen Kubikmeter Gestein, Eis und mitgerissenes Material sind rund 1000 Höhenmeter ins Tal gestürzt, wodurch der Boden binnen weniger Minuten umgeformt wurde. Glücklicherweise konnte dank eines Frühwarnsystems etwa 300 Einwohner:innen von Blatten Tage zuvor evakuiert werden, doch ein Mann wird weiterhin vermisst. Die Situation in Blatten ist angespannt, da der Fluss Lonza durch das aufgetürmte Gestein und Eis gestaut wurde, was zur Entstehung eines neuen Sees führte. Dieser See steigt rasch an und bedroht nun zusätzliche Gemeinden.

Die Geographin Margreth Keiler und die Glaziologin Andrea Fischer von der ÖAW betonen, dass die Lage in den kommenden Tagen und Wochen genau beobachtet werden muss. Fischer spricht von einem Kaskadenereignis, bei dem ein Vorfall den nächsten nach sich zieht. Ähnliche Entwicklungen in den Alpen häufen sich, und der Klimawandel ist ein zentraler Faktor, auch wenn er nicht der alleinige Auslöser ist.

Klimawandel treibt Gletscherabbrüche voran

Wie die Expert:innen erläutern, führt der Anstieg der Temperaturen dazu, dass sich die Auftauschicht im Permafrostboden immer tiefer in die Berge verlagert. Schmelzwasser dringt in Gesteinsklüfte ein, erhöht Spannungen im Fels und gefährdet damit die Stabilität. Solche Anpassungserscheinungen sind kein Einzelfall; in den vergangenen Jahren sind ähnliche Ereignisse in den Alpen vermehrt aufgetreten. Nahezu 500 Meter hoch ist die Felswand über dem Birchgletscher, die durch das Schmelzen des Permafrosts instabil geworden ist, was als eine der Hauptursachen für den Gletscherabbruch angesehen wird. Der Permafrost, der eine entscheidende Stabilisierungsfunktion für Bergregionen besitzt, tautund führt zu Naturgefahren wie Felsstürzen und Bodenverformungen.

In Österreich sind derzeit keine vergleichbaren Situationen zu beobachten, jedoch sind ähnliche Ereignisse nicht ausgeschlossen. Österreichs Siedlungen liegen meist weiter von Gletschern entfernt, die Bedrohung durch den Klimawandel betrifft jedoch auch unser Land. Es gibt bereits Anzeichen für eine Zunahme von Steinschlägen, Murgängen und instabilen Gletscherzungen. Die Wissenschaftler:innen fordern daher, dass Österreich sich strategisch mit diesen neuen Naturgefahren auseinandersetzt und ein evidenzbasiertes Warnsystem für Massenbewegungen und Naturgefahren einrichtet. Auch in anderen Alpenländern wie der Schweiz bestehen bereits bessere Schnittstellen zwischen Wissenschaft, Verwaltung und Bevölkerung, was präventive Maßnahmen und Anpassungen betrifft.

Die Notwendigkeit von Anpassungsmaßnahmen

Die Schäden, die durch die jüngsten Naturereignisse verursacht wurden, sind erheblich. Professor Dr. Michael Krautblatter von der TU München hebt hervor, dass bauliche Maßnahmen wie Lawinenschutzwälle an ihre Grenzen stoßen und oft nicht ausreichen. Die Installation von Frühwarnsystemen an gefährdeten Standorten wird als notwendige Maßnahme angesehen, um künftige Schäden zu minimieren und die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten. Die Bevölkerung muss auch über die Risiken aufgeklärt werden und es ist wichtig, Anpassungsmöglichkeiten für Betroffene zu entwickeln. Der Klimawandel ist in Österreich angekommen und wird weitere derartige Ereignisse mitverursachen, wenn keine effektiven Maßnahmen getroffen werden.

Der Fall Blatten stellt somit einen eindringlichen Appell an Politik, Wissenschaft und Gesellschaft dar, sich intensiver mit den klimatischen Herausforderungen auseinanderzusetzen und aktiv zu handeln, um die Sicherheit in den Alpen zu erhöhen.

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Ort Blatten, Schweiz
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